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Zecken können FSME übertragen - in einigen Gebieten ist das Risiko besonders hoch.
FOCUS-Online-Redakteurin Paula Schneider
Montag, 12.07.2021, 10:29
Ein Zeckenbiss kann harmlos sein. In einigen Fällen kann er jedoch auch zu schweren Krankheiten wie Borreliose und FSME führen. FOCUS Online hat mit Zeckenexperte Gerhard Dobler darüber gesprochen, in welchen Gebieten Ihnen die Tierchen dieses Jahr besonders gefährlich werden können –
Wer sich in der freien Natur aufhält, läuft häufig Gefahr, von einer Zecke gebissen zu werden. Die kleinen Tierchen sitzen im Gras und auf Blättern. Warten nur darauf, von einem Wirt abgestreift zu werden. Kaum sind sie auf der Haut, krabbeln sie herum und machen sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle, um Mensch oder Tier zu beißen. Und das ist gefährlich.
Denn ein Zeckenbiss, oder vielmehr, Zeckenstich, so heißt er in der Fachsprache, kann krank machen. Die Tiere können Viren übertragen, Krankheiten wie Borreliose oder FSME hervorrufen. Umso wichtiger, zu wissen, wo die Risikogebiete sind – und wie Sie sich am besten vor den Zecken schützen. FOCUS Online hat bei Zeckenexperte Gerhard Dobler nachgefragt.
Experte: Weniger Zecken als im Vorjahr
„In diesem Jahr gibt es deutlich weniger Zecken als noch 2020“, erklärt der Wissenschaftler des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr. Dafür könne es verschiedene Gründe geben. „Das ist ein multifaktorielles Geschehen. Zum einen ist im vergangenen Jahr die Mäusepopulation zusammengebrochen. Es kann also sein, dass die Zeckenlarven nicht mehr ausreichend Wirte gefunden haben, um Blut zu saugen. Womöglich haben sie den Winter also nicht lebend überstanden.“
Eine andere Theorie: der lange Winter. „Wir hatten bis in den April und Mai hinein noch sehr kalte Nächte. Tiere, die dann zu früh aus der Winterruhe erwacht waren, könnten während der Frostnächte gestorben sein.“ Allerdings handele es sich dabei lediglich um Vermutungen, betont Dobler. Er untersucht gerade mit weiteren Wissenschaftlern, warum es in diesem Jahr weniger Zecken gibt.
Nicht nur im Wald: Hier tauchen Zecken auf
Dennoch gilt: „Jeder, der sich in der Natur aufhält, muss damit rechnen, dass er von einer Zecke angefallen und gestochen wird“, warnt Experte Dobler. „Egal ob in der Stadt oder auf dem Land – Zecken kommen eigentlich überall vor“, erklärt der Mikrobiologe. Voraussetzung für eine Zeckenpopulation sei lediglich die richtige Vegetationsstruktur.
Zecken brauchen diese, da sie andernfalls austrocken würden. „Sie kommen meist nur in Arealen vor, in denen die Luftfeuchtigkeit bei 80 bis 85 Prozent liegt“, so Dobler. Das seien häufig Übergänge vom Wald zu Wiesen. Sofern die Vegetation stimmt, könnten Zecken dann aber auch in den Städten, in Parks und Grünanlagen vorkommen. „Beispielsweise ist der große Münchner Stadtpark, der Englische Garten, das ideale Biotop für Zecken.“ Auch auf Fußballplätzen, welche von hohen Gräsern und Waldrändern umgeben sind, können sie sich sammeln. Eine Erhebung des Infoportals „zecken.de“ zeigt, dass in 14 von 16 deutschen Bundesländern vermehrt Zecken an Sportstätten gefunden wurden.
Die Tierchen werden dann aktiv, sobald es an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen 7 Grad Celsius oder wärmer ist. Damit beginnt die Zeckensaison in der Regel im Frühjahr und endet im Spätherbst. Bei milden Wintern kann sie schon früher beginnen oder länger andauern.
Risikogebiete für FSME
„Generell für Zecken gibt es keine Risikogebiete“, erklärt Experte Dobler. „Sie kommen von Ort zu Ort unterschiedlich oft vor. Das hängt aber nicht von der geografischen Lage ab. Es gibt allerdings Risikogebiete für FSME.“ FSME, kurz für „Frühsommer-Meningoenzephalitis“, ist eine Entzündung im Gehirn, Rückenmark oder der Hirnhaut.
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Die vier am stärksten vom FSME-Risiko betroffenen Bundesländer.
Sie wird durch Viren bei einem Zeckenstich übertragen. Eine Infektion ist gefährlich, kann im schlimmsten Fall bleibende neurologische und psychische Schäden wie Lähmungen auslösen. „In großen Teilen Süddeutschlands gibt es Gebiete, in denen FSME besonders häufig vorkommt“, erläutert Dobler.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht jährlich eine Karte mit den besonders stark betroffenen Gebieten. Ein Risikogebiet definiert sich durch eine bestimmte Häufigkeit an FSME-Erkrankungen, die innerhalb einer Fünfjahresperiode in einem Land- oder Stadtkreis oder der Kreisregion (Kreis plus umliegende Kreise) gemeldet wurden. Dazu zählen fast ganz Bayern und Baden-Württemberg.
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Die zehn am stärksten vom FSME-Risiko betroffenen Gebiete.
Und dort liegen auch die FSME-Hotspots:
Freudenstadt: 28 Fälle
Ortenaukreis: 26 Fälle
Zollernalbkreis: 22 Fälle
Ravensburg: 21 Fälle
Sigmaringen: 21 Fälle
Rottweil: 20 Fälle
Calw: 19 Fälle
Traunstein: 18 Fälle
Schwandorf: 15 Fälle
Reutlingen: 14 Fälle
Lediglich in Heilbronn, Augsburg, Fürstenfeldbruck, München und Schweinfurt kommen in diesen Bundesländern demnach nicht vermehrt Überträgerzecken vor.
Auch in Thüringen und Sachsen gibt es mehrere betroffene Landkreise. Vereinzelt auch in Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Sachsen-Anhalt. Die gesamte Liste aller Risikogebiete finden Sie beim RKI.
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Risikogebiete für FSME in Deutschland
Im Jahr 2020 wurde mit 704 FSME-Erkrankungen die bislang höchste Anzahl von Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. Dies ist mehr als das Doppelte des jährlichen Medianwertes von 301 Erkrankungen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt daher eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind.
Dazu zählen etwa Jäger und Förster. 98 Prozent der 2020 gemeldeten FSME-Erkrankten waren laut RKI nicht ausreichend geimpft. Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte also durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz verhindert werden.
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Verteilung der FSME-Fälle auf das Jahr.
Risikogebiete für Borreliose
Ebenfalls weit verbreitet ist die Borreliose, hierzulande die Lyme-Borreliose. Werden Sie von einer Zecke mit diesem Erreger gebissen, gelangen die Bakterien auch in Ihren Körper und können dort eine Infektion auslösen. Die Krankheit betrifft dann vor allem die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Sie macht sich in der Regel bemerkbar durch eine ringförmige Hautrötung um die Einstickstelle, die sogenannte „Wanderröte“.
Borreliose kann bundesweit vorkommen. Nach einem Bericht des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung gibt es allerdings Gebiete, in denen das Risiko besonders hoch ist. Das ist derzeit vor allem im Südosten von Deutschland der Fall. Ein großes Cluster soll sich, bezogen unter anderem auf Daten aus dem Jahr 2019 auf 45 Landkreise erstrecken. Damit reicht das Gebiet von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern.
Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/06
Diagnoseprävalenz der Lyme-Borreliose nach Landkreisen und kreisfreien Städten (A) undräumliche Cluster von Kreisen mit ähnlichen Diagnoseprävalenzen (B) im Jahr 2019 in Deutschland.
Diese Zeckenarten gibt es in Deutschland
In Deutschland am meisten verbreitet ist der gemeine Holzbock. „Allerdings nimmt noch eine weitere Zeckenart immer mehr Gebiete für sich in Anspruche“, erklärt Dobler. „Die Auwaldzecke. Sie kommt vor allem im Norden und Osten Deutschlands immer häufiger vor. Hier sehen wir in den vergangenen 20 Jahren eine Einwanderung aus dem Osten, aus Polen. Mittlerweile wandert sie immer weiter nach Westen vor.“
Die beiden Zeckenarten unterscheiden sich in mehreren Punkten:
Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)
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Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus)
Größe: drei bis vier Millimeter (nüchtern), zehn Millimeter (vollgesogen)
Aussehen: rot, braun oder schwarzer Panzer
Befall: Haustiere, Wildtiere und Menschen gleichermaßen
Übertragung: vor allem Borreliose und FSME
Vorkommen: Deutschland gesamt
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
Getty Images/iStockphoto
Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus).
Größe: drei bis fünf Millimeter (nüchtern), 16 Millimeter (vollgesogen)
Aussehen: helle Flecken, schimmert auf dem Rücken
Befall: Haustiere, Wildtiere und Menschen gleichermaßen
Übertragung: vor allem Babesiose (Hunde-Malaria) und in seltenen Fällen FSME
Vorkommen: Nord- und Ostdeutschland
Tipps, um gefährliche Zeckenstiche zu vermeiden
Während man gegen FSME impfen kann, ist das bei Borreliose nicht möglich. Abgesehen von einer Impfung gibt es aber weitere Möglichkeiten, sich vor Zecken und deren Krankheiten zu schützen.
Mikrobiologe Dobler verrät seine Tipps:
Achten Sie besonders in Übergangszonen von Wiesen zu Wäldern darauf, nicht direkt in Kontakt mit den Pflanzen zu kommen. Die Zecken sitzen in etwa einem halben, maximal einem Meter Höhe auf den Blättern und warten darauf, abgestreift zu werden.
Tragen Sie eine lange, helle Hose und stecken Sie die Hosenbeine in die Socken. So verhindern Sie nicht nur, dass die Tiere direkt in Kontakt mit Ihrer Haut kommen, sondern sehen es auch, wenn eine Zecke auf Ihnen herumkrabbelt.
Imprägnieren Sie Ihre Kleidung, wenn Sie sich häufiger in der Natur aufhalten.
Suchen Sie sich nach einem Aufenthalt in der Natur gut ab. Tiere krabbeln häufig noch Stunden auf der Haut herum. Besonders gerne halten sie sich an feuchten Stellen auf, etwa in den Kniekehlen, der Leistenregion oder den Achselhöhlen. Bei Kindern kann auch der Kopf betroffen sein.
Sollten Sie eine Zecke finden, entfernen Sie diese sofort. Je länger das Tier saugt, umso mehr Viren kann es in den Körper abgeben. Dazu können Sie eine Zeckenzange oder -pinzette nutzen.
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So entfernen Sie ein Zecke mit einer Pinzette.
Surftipp: Vor- und Nachteile - FSME-Impfung: Wann sich die Zeckenimpfung lohnt und welche Nebenwirkungen möglich sind
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