Von
Manuela Schauer
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Bayern hat viel zu bieten. Nicht nur die Natur und das Brauchtum, sondern auch Produkte, die zu 100 Prozent im Freistaat hergestellt werden. Zwei Männer wollen den Händlern unter die Arme greifen. Sie gründeten den Online-Marktplatz BuyRegio.
Bad Kohlgrub – Der Magen knurrt. Max Fend hat Hunger. Er zögert nicht lange, ordert etwas zu essen. Ganz unkompliziert. Während der ersten Corona-Welle läuft ja ohnehin viel digital ab. Doch diesmal frägt er sich: Warum besteht diese Möglichkeit nicht allgemein für regionale Produkte? Marktplätze für Lebensmittel gibt’s, aber nicht fürs Handwerk. Der Bad Kohlgruber spinnt den Gedanken weiter. Es ist der Anfang eines Geschäftsmodells, von Fends neuem Job.
Händler können während Corona-Lockdown nichts verkaufen: Rekordgewinn für Amazon - Max Fend sucht nach regionaler Alternative
Viele Händler konnten während des Lockdowns nichts verkaufen. Ihre Läden mussten schließen, während der Onlineversand-Riese Amazon einen Rekordgewinn in Milliardenhöhe verbuchte – und das, obwohl der Käufer selten weiß, woher die Ware wirklich stammt. Fend wollte eine regionale Alternative bieten und suchte sich in Spezl Daniel van Hagen einen Mitstreiter.
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Bayern pur: Mit diesem Kampagnen-Bild startet BuyRegio.
© privat
Am Donnerstag, gut ein Jahr später, gehen sie mit ihrer Plattform BuyRegio online. Sie steht für Transparenz im E-Commerce und für Produkte, die zu 100 Prozent in Bayern hergestellt werden. „Viele werben mit Nachhaltigkeit“, sagt der Ammertaler. Dabei handelt es sich doch um Chinaware. Die beiden Gründer wollen die Lieferketten aber kurz halten, den CO2-Ausstoß minimieren.
Plattform BuyRegio: Händler aus Bayern werden genau überprüft - Erstes positives Feedback
Auf dem Marktplatz bekommen Händler ihren eigenen Shop mit eigenem Profil. Jeden überprüft das Duo, das mit Martin Fend (Marketing) und Rui Rodriguez (Programmieren) bereits zu einem Quartett gewachsen ist, im Vorfeld auf Herz und Nieren. Damit alle Kriterien – dazu zählen unter anderem „frei von tierischen Bestandteilen“ oder „Rohstoffe aus der Region“ – erfüllt werden. So verhindern sie, dass nicht doch die Verpackung beispielsweise in Polen gefertigt wird.
Auf Professionalität legen die Initiatoren großen Wert. Nicht nur bei der modernen Gestaltung der Werbeplattform. „Einen Online-Shop zu erstellen, da ist nicht viel dabei“, sagt Fend. Kunden darauf aufmerksam zu machen, sei die Herausforderung. Das übernimmt das BuyRegio-Team mit einem Rundum-Sorglos-Paket: Es kümmert sich um die Vermarktung seiner Partner – durch Suchmaschinenoptimierung (SEO) oder Social Media. Außerdem gibt es einen vollautomatisierten Versandablauf und Einblicke hinter die Kulissen der Händler. „Wir pushen die ohne Ende“, betont Fend. Erstes positives Feedback gab’s bereits – und das vor dem offiziellen Start.
Die zwei Geschäftspartner – sie lernten sich vor etwa sechs Jahren über Fends Bruder Michael, den besten Freund und Schulkameraden van Hagens kennen – sind keine blutigen Anfänger. Der Bad Kohlgruber war im Marketing tätig, ehe er sich auf seine Fotografie und Filmemacherei konzentrierte und beispielsweise für TV-Produktionen für Arte und Red Bull in der Welt herumreiste.
Sein Kollege, ein Landsberger, der jetzt in München wohnt, arbeitete zuvor im Start-up-Bereich mit Schwerpunkt auf Online-Marketing, Software-Programmierung, Business-Development und Finance. Die beiden ergänzen und verstehen sich. Was wichtig ist, betont der 31-Jährige. „Du gehst ein Bündnis ein wie bei einer Hochzeit.“
Die ersten Hürden überwanden die Männer. Sie erstellten die notwendigen Unterlagen wie einen Businessplan, nahmen einen Kredit auf. Bis die Finanzierung stand, verstrichen sechs Monate. Sie schrieben Minister wie Hubert Aiwanger (Freie Wähler) an, um eine Förderung des Freistaats zu erbitten. „Die ist leider ausgeblieben“, sagt Fend. Unverständlicherweise, finden beide, angesichts der Bedeutung der Plattform für heimische Händler in Zeiten der Corona-Krise.
Anwälte wurden hinzugezogen, um juristisch keine Fehler zu begehen. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht und lassen jedes Detail checken.“ Schließlich steckt ihr Herzblut und Geld in dem Projekt. Sogar ihre vorherigen Jobs beendeten sie. „Mir haben viele den Vogel gezeigt“, erzählt Fend. „Aber ich bin überzeugt von der Idee.“ Außerdem könne man den Marktplatz nicht nur so nebenher betreiben, ergänzt van Hagen und verwendet ein Bild vom Poker. „Du musst All-in gehen.“
Amazon-Alternative für Bayern: „Geile Ideen“ unter den Produkten - Bisher zirka 30 Händler bei BuyRegio
Ein langer Prozess liegt hinter den Gründern. Anstrengend zugleich. Schlaf? Mangelware – bis heute. Allein die Recherche nach potenziellen Kandidaten für BuyRegio beanspruchte Zeit. Nach Schlagworten wie „made in bavaria“ beispielsweise googelte das Duo, der Hashtag #herge stelltinbayern auf Instagram brachte viele Treffer hervor. Die Zwei tingelten durch den Freistaat, besuchten die Hersteller, machten Foto-Shootings.
„Da kriegst Einblicke, wie aufwendig es ist, hier alles herzustellen.“ Noch jetzt zeigen sie sich überrascht, was zwischen Mittenwald und Bamberg, zwischen Ansbach und Passau alles erzeugt wird. Schmuck, Designermöbel, Tierfutter und vieles mehr. Vor allem zwei Produkte begeistern die beiden Buy Regio-Köpfe. Ein Leiterwagerl, das sich mit ein paar Handgriffen in ein Bierbankerl verwandeln lässt. Oder der Rucksack, an den man ein Mountainbike schnallen kann. „Geile Ideen“, sagt van Hagen.
Circa 30 Händler aus unterschiedlichen Sparten und Ecken Bayerns finden sich derzeit auf der Seite wieder. Als Ziel formulieren die beiden Gründer etwa 300. Es dürfen aber auch gerne mehr werden. Damit das Handwerk aus dem Freistaat auch die Wertschätzung erfährt, die es ihrer Ansicht nach verdient hat.
Weitere Information
Der Online-Marktplatz ist unter www.buyregio.com zu finden.
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