Der Saft ist seit einer Woche offen, die angebrochene Ketchupflasche längst abgelaufen. Wir erklären, welche Lebensmittel Sie noch genießen können, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.
Überblick
Was ist das Mindesthaltbarkeitsdatum?
Wichtig: Auf das Verbrauchsdatum achten
Dürfen Lebensmittel nach Ablauf des MHDs verkauft werden?
Wie lange sind Lebensmittel nach Ablauf des MHDs genießbar?
Wie lange sind angebrochene Lebensmittel haltbar?
Vorsicht bei H-Milch
Haltbarkeit von Saft
Haltbarkeit von Wurst und Käse
Haltbarkeit von Marmelade und Sauerkonserven
Haltbarkeit von Pesto, Ketchup und Mayonnaise
Sind Ihnen auch schon die Rest-Päckchen Lebkuchen und Raclettekäse, Quarkspeisen im Glas oder abgepackte Gänsebrust in Scheiben im Handel aufgefallen? Übrig gebliebene Lebensmittel aus der Festtagszeit mit nahendem oder überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sind eigentlich raus aus dem regulären Sortiment, werden aber oft noch verbilligt in Kühlecken oder auf Grabbeltischen angeboten. Schnäppchenpreise lassen manche Kunden zugreifen. Doch andere schreckt es ab, wenn die Haltbarkeit bald oder bereits überschritten ist.
Wie lange sind Lebensmittel haltbar?
Mindesthaltbarkeitsdatum: Es wird im Englischen "best before date" genannt. (Quelle: STPP/imago images)
So lange bleiben Lebensmittel frisch
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Allgemeingültige Fristen, wie lange angebrochene oder abgelaufene Lebensmittel noch genießbar sind, gibt es nicht. Denn zu viele Faktoren beeinflussen die Haltbarkeit. Orientieren können Sie sich aber
am Mindesthaltbarkeitsdatum,
dem Verbrauchsdatum,
am Geruch,
am Geschmack,
an der Konsistenz und
dem Aussehen der Produkte.
Was ist das Mindesthaltbarkeitsdatum?
Mindesthaltbarkeitsdatum: Es ist ein Qualitätsversprechen vom Hersteller. Aber auch abgelaufene Waren sind oft noch genießbar. (Quelle: Florian Schuh/dpa-tmn)
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (englisch: best before date) ist
kein Verfallsdatum
. Es garantiert, dass ein ungeöffnetes Lebensmittel bei richtiger Lagerung mindestens bis zum aufgedruckten Datum
Qualität
,
Farbe
,
Aroma
und
Konsistenz
beibehält. Der Stempel ist aber lediglich eine Qualitätsgarantie des Herstellers und sagt nichts über die Genießbarkeit aus.
Meist gehen die Hersteller beim MHD zudem auf Nummer sicher und geben ein frühes Datum an, sodass viele Lebensmittel auch nach Ablauf des MHDs noch ohne Bedenken gegessen werden können.
Tipp:
Häufig führt ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum zu Verunsicherung und zu Lebensmittelverschwendung, weil noch genießbare Waren weggeworfen werden. Das können Sie aber leicht vermeiden: Vertrauen Sie bei abgelaufenen Lebensmitteln einfach auf Ihre Sinne. Sie sollten die Nahrungsmittel nur entsorgen, wenn sie ungewöhnlich aussehen, komisch riechen oder verdorben schmecken.
Wichtig: Auf das Verbrauchsdatum achten
Verbrauchsdatum: Es befindet sich zum Beispiel auf Salatpackungen. (Quelle: Robert Günther/dpa-tmn)
Anders verhält es sich hingegen beim Verbrauchsdatum, das nicht mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum verwechselt werden darf. Denn das Verbrauchsdatum muss streng eingehalten werden. Es findet sich auf Verpackungen von schnell verderblichen Lebensmitteln wie:
frischem Geflügelfleisch
Fleisch und Hackfleisch
geräuchertem Fisch
Vorzugsmilch
Feinkostsalaten
bereits geschnittenen Salaten
Statt "Mindestens haltbar bis" steht beim Verbrauchsdatum "zu verbrauchen bis", kombiniert mit dem jeweiligen Stichtag oder dem Hinweis, wo er zu finden ist. Dazu kommt eine Beschreibung, wie das Lebensmittel aufzubewahren ist. Die empfohlene Kühltemperatur sollten Sie unbedingt einhalten.
Lebensmittel mit einem Verbrauchsdatum sollten tatsächlich nur bis zum aufgedruckten Datum verzehrt werden. Daran sollten Sie sich unbedingt halten – auch wenn beispielsweise das Fleisch noch gut aussieht. Denn ob sich bereits krankmachende Bakterien darauf ausgebreitet haben, ist nicht immer erkennbar.
Dürfen Lebensmittel nach Ablauf des MHDs verkauft werden?
Da Lebensmittel nicht automatisch verdorben sind, wenn das MHD überschritten ist, dürfen sie auch im Handel noch verkauft werden. Allerdings haftet in diesem Fall nicht mehr der Hersteller, sondern der Händler. Er muss darauf achten, dass die Ware weiterhin einwandfrei ist. Doch auch Kunden, die Ware mit abgelaufenem MHD kaufen, sollten Folgendes beachten:
Viele Händler gewähren beim Abverkauf einen Rabatt oder bieten die Ware gesondert an. Hierzu sind sie jedoch nicht verpflichtet. Kunden sollten auf die Preisauszeichnung bei reduzierten Lebensmitteln mit überschrittenem MHD und auf den Abzug des Rabatts an der Kasse achten. Preise müssen deutlich zu erkennen und dem Produkt zugeordnet sein, nur eine Rabattangabe in Prozent reicht nicht aus.
Reklamation von ausgemusterter Ware: Kaufen Verbraucher bewusst ein Produkt mit bald erreichtem oder überschrittenem MHD, können sie auf die Herausgabe eines einwandfreien Produkts oder die Rückgabe des Geldes pochen, falls sich das Produkt als nicht einwandfrei entpuppt.
Verdorbene Lebensmittel sollten umgehend mit dem Bon an der Supermarktkasse reklamiert werden. Stellen Kunden erst beim Einpacken oder zu Hause fest, dass sie ein fast oder bereits abgelaufenes Lebensmittel gekauft haben, ist dies allein kein Anlass zur Reklamation, wenn das Produkt ansonsten mängelfrei ist.
Verbraucher sollten Lebensmittel-Oldies zu Hause nach dem Öffnen der Verpackung genau in Augenschein nehmen, daran mit der Nase schnuppern und eventuell auch vorsichtig probieren, um zu testen, ob es noch genießbar ist.
Werden die Produkte nicht sofort verbraucht, kommt es auf die Lagerung an: Damit sie nicht vergessen werden, gehören sie in die erste Reihe des Lagerorts oder Kühlschranks. Zudem sollten angegebene Aufbewahrungs- und Verwendungsbedingungen beachtet werden – etwa "vor Wärme und Feuchtigkeit schützen" oder "bei max. 8 Grad lagern".
Anders sieht es natürlich beim Ablauf des Verbrauchsdatums aus: Diese Lebensmittel dürfen nicht mehr verkauft werden.
Wie lange sind Lebensmittel nach Ablauf des MHDs genießbar?
Viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des MHDs noch mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate haltbar. Aus unserer Übersicht entnehmen Sie, welche Produkte wie lange genießbar sind und wann Sie sie entsorgen sollten.
Lebensmittel
Wie lange nach MHD genießbar?
Wann entsorgen?
Eier
etwa zwei Wochen; bei Speisen mit rohen Eiern muss das MHD eingehalten werden
bei fauligem Geruch
Bier
mehrere Monate
bei Schimmel
Tiefkühlgerichte
mehrere Monate
bei ranzigem Geschmack
Joghurt
mehrere Wochen
bei Schimmel, schlechtem Geschmack
Fleisch, Fisch
Verbrauchsdatum einhalten
bei Überschreiten des Verbrauchsdatums
Honig
mehrere Monate
bei Gärung
Schokolade
mehrere Monate
bei schlechtem Geschmack
Butter
mehrere Wochen bis Monate
bei ranzigem Geschmack
Essig und Öl
mehrere Monate
bei Trübung
Konserven
ungeöffnet mehrere Jahre
bei Schimmel, saurem oder metallischem Geschmack und Beschädigung der Dose (verbeult, undicht, rostig)
Fruchtsaft
mehrere Wochen bis Monate
bei Schimmel oder Gärung
Mehl, Backpulver
mehrere Wochen bis Monate
bei Schädlingsbefall, muffigem Geruch
Reis, Nudeln
einige Jahre
bei Schädlingsbefall, säuerlichem Geruch nach dem Kochen
Wie lange sind angebrochene Lebensmittel haltbar?
Das A und O für die Haltbarkeit angebrochener Lebensmittel ist sorgfältige Hygiene und richtige Aufbewahrung zu Hause. Auch die Qualität der verarbeiteten Lebensmittel beeinflusst, wie lange sie nach Anbruch haltbar sind. Ob bei verderblichen Lebensmitteln womöglich die Kühlkette zwischen Produktion, Transport und Verkauf unterbrochen war, darauf haben Verbraucher allerdings keinen Einfluss. Deshalb gilt: Sehen, riechen und schmecken Sie, ob sich das Lebensmittel verändert hat.
Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sollten jedoch kein Risiko eingehen und Angebrochenes im Zweifel lieber wegwerfen statt verzehren.
Vorsicht bei H-Milch
Haltbarkeit von Milch: Viele glauben, dass H-Milch auch geöffnet lange haltbar ist – ein Irrtum. (Quelle: RossHelen/Getty Images)
Frische Milch ist ungeöffnet noch einige Tage nach dem MHD genießbar. Außerdem ist unverkennbar, wann sie schlecht geworden ist: Sie kommt dickflüssig aus der Packung, riecht und schmeckt sauer.
Trügerisch ist dagegen H-Milch. Ungeöffnet ist sie zwar noch einige Wochen nach dem Verfallsdatum genießbar. Viele glauben aber, dass sie auch geöffnet lange haltbar ist – ein Irrtum. Ebenso wie Frischmilch muss sie innerhalb von drei bis vier Tagen aufgebraucht werden, da sich sonst Keime stark vermehren können. Wenn H-Milch verdorben ist, wird sie weder dick noch sauer, weil die Milchsäurebakterien beim Herstellen der H-Milch abgetötet werden. Sie bemerken allenfalls einen leicht bitteren Geschmack oder Flockenbildung im Kaffee.
Haltbarkeit von Saft
Saft hält sich nach Ablauf des MHDs noch mehrere Wochen bis Monate. Nach dem Öffnen sollten Sie Fruchtsaft sofort wieder verschließen. Außerdem sollten Sie nicht direkt aus der Flasche oder der Packung trinken, denn durch den Mundkontakt gelangen häufig Bakterien ins Getränk, die das Produkt gären lassen.
Bei Zimmertemperatur aufbewahrt ist die Flüssigkeit dann bis zu sieben Tage genießbar. Kommt der Saft nach dem Einschenken stets sofort wieder in den Kühlschrank, könnten es sogar bis zu 14 Tage sein. Geruchssinn und Augen reichen, um zu bemerken, ob der Saft verdorben ist. Dazu wird er am besten in einer Glasflasche aufbewahrt.
Schimmel siedelt sich an der Oberfläche der Flüssigkeit an. Bilden sich im Getränk Bläschen, gärt das Getränk. Ein trüber Bodensatz im klaren Saft oder umgekehrt ein klarer Bodensatz im trüben Saft sind ebenfalls schlechte Zeichen. Auch wenn der Saft anders als sonst riecht, ist er höchstwahrscheinlich verdorben. Grundsätzlich verderben Gemüsesäfte wegen ihres geringeren Säuregehalts schneller als Obstsäfte.
Haltbarkeit von Wurst und Käse
Ungeöffnet sind Wurst und Schinken noch einige Tage nach dem MHD genießbar. Wie lange angebrochene Wurst haltbar ist, hängt unter anderem von der Zubereitungsart ab. Leberwurst und Aufschnitt sollten Sie innerhalb von vier Tagen verzehren. Geräuchertes oder Gepökeltes kann hingegen noch bis zu zwei Monate genießbar sein. Allerdings kann die Wurst am angeschnittenen Ende trocken werden. Ungenießbare Wurst wird grau-grünlich und schmierig, riecht faulig oder schmeckt bitter.
Bei Käse gilt: Je höher der Wassergehalt, desto schneller verdirbt er. Ungeöffnet ist Weichkäse noch mehrere Tage bis Wochen nach dem MHD genießbar – Hartkäse sogar mehrere Monate. Frischkäse bleibt geöffnet allerdings kaum mehr als drei Tage frisch. Dagegen hält sich geöffneter Hartkäse wie Parmesan bis zu drei Wochen. Schimmelt Weichkäse, sollten Sie ihn entsorgen. Achten Sie bei Käse zudem auf den Geruch: Riecht er muffig oder gärig, ist er ungenießbar.
Haltbarkeit von Marmelade und Sauerkonserven
Süß oder sauer Eingemachtes, also Konfitüre, Gelee, Gewürzgurken und sonstige Sauerkonserven im Glas halten sich nach der Öffnung bis zu zwei Monate. Voraussetzung ist, dass Sie zum Entnehmen sauberes Besteck benutzen – also den abgeleckten Marmeladenlöffel kein zweites Mal ins Glas stecken. Ungeöffnet ist Marmelade sogar mehrere Monate bis Jahre nach dem MHD genießbar.
Wenn sich auf der Marmelade Schimmel zeigt oder sich im Gurkenglas Schlieren oder Bläschen bilden, ist der Inhalt schlecht. Wenn Sie Reste aus Konservendosen übrig haben, füllen Sie diese in ein fest verschließbares Glas oder einen Kunststoffbehälter um. So bleiben sie ihm Kühlschrank ein bis zwei Tage haltbar. Alternativ können Sie Konservenreste auch einfrieren.
Kühlkette beachten:
So lange ist Tiefkühlkost haltbar
Achtung, Schimmelgefahr:
Mit diesen Tricks bleibt Brot länger frisch
Der Käse liegt über der Wurst:
Kühlschrank richtig einräumen
Nicht alle Lebensmittel geeignet:
Diese Fehler beim Einfrieren vermeiden
Haltbarkeit von Pesto, Ketchup und Mayonnaise
Ein Glas Pesto wird selten auf einmal leer. Laut Etikett ist der Rest innerhalb von drei bis vier Tagen zu verbrauchen. Üblicherweise sind in reichlich Öl eingelegte Lebensmittel noch länger haltbar. Aber bei Pesto kommt es auf die Zusammensetzung an. Wenn es Käse enthält, verdirbt es schneller. Am besten prüfen Sie vor dem Verzehr, ob es unangenehm säuerlich riecht oder schmeckt.
Ketchup, Mayonnaise, Currypaste oder Tomatenmark sind länger haltbar – wenn sie Konservierungsstoffe enthalten. Dann halten sie bis zu drei Monaten im Kühlschrank, ohne Konservierungsstoffe lediglich wenige Tage. Senf und Meerrettich enthalten von Natur aus Substanzen, die das Bakterienwachstum hemmen, und können gut verschlossen und gekühlt bis zu einem halben Jahr aufbewahrt werden.
Verwendete Quellen:
Verbraucherzentrale Hamburg
Nachrichtenagentur dpa
Eigene Recherche
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