In jedem achten Schweizer Haushalt lebt ein Hund und frisst mindestens zweimal pro Tag. Rund 115 Millionen Schweizer Franken geben Herr und Frau Schweizer jedes Jahr für ihren «Bello» aus. Beim Fressen greift der Hundehalter oft zum Alleinhundefutter. Das verspricht eine komplette Ernährung des Vierbeiners, ohne dass man zusätzlich Vitamine oder Proteine beifügen muss.
«Kassensturz» liess zusammen mit der Konsumentenzeitschrift «Saldo» zehn der in der Schweiz am meisten verkauften Alleinhundefutter auf die Nährstoffbestanteile untersuchen. Die Testprodukte wurden im Fachhandel und im Discount eingekauft.
So wurde getestet:
Ein deutsches Analytiklabor für Lebensmittel untersuchte das Futternach der standardisierten Weender-Analyse sowie mit Standardmethoden für die unterschiedlichen Mineralstoffe sowie Vitamine. Folgenden Nährstoffbestanteile wurden untersucht:
Feuchtigkeitsgehalt
Gehalt an Rohproteine bzw. Eiweissen
Rohfasergehalt
Rohasche
Rohfett
Calcium, Phosphor- und Natriumkonzentrat
Eisen, Kupfer- und Zinkkonzentration
Vitamin A, D und E
B-Vitamine
Die Daten aus dem Labor wurden anschliessend der Vetsuisse, Fakultät der Uni Zürich, vorgelegt. Annette Liesegang, Professorin und Direktorin des Instituts für Tierernährung bewertete das einzelne Futtermittel. Dabei achtete sie darauf, ob die jeweiligen Deklarationen der Hersteller mit den Daten aus dem Lebensmittellabor übereinstimmen. Zudem wurden die Fütterungsempfehlungen der Hersteller geprüft. Beispielsweise, ob auf der Packung steht, ob das Futter nur für ausgewachsene Hunde oder für alle Altersstufen gedacht ist und ob ein 5-Kilo-Hund mit der empfohlenen Menge bedarfsgerecht ernährt wird.Die Bewertung erfolgte nach den international ankerkannten Bedarfszahlen des National Research Council (NRC) und der Fédération européenne de l'industrie des aliments pour animaux familiers (FEDIAF).
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Diese Testkandidaten erfüllen die Bedingungen für Alleinfutter nicht.
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Das Mittelfeld im Test.
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Ein «Gut» gab es für diese drei Hundefutter.
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Den obersten Platz auf dem Podest holte sich Pedigree.
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Zwei Produkte problematisch für wachsende Hunde
Von den zehn Produkten fielen zwei Futtermittel durch. Mit der Note 3,0 ungenügend bewertet wurde das Futter Rinti Feinest – gekauft bei Qualipet. Ebenfalls ungenügend schnitt die Eigenmarke der Migros, M-Classic, ab. Dieses Futter erhielt die Note 3,4. Der Expertin Annette Liesegang fiel ein grober Fehler auf: «Diese Produkte werden als Alleinfutter für Hunde deklariert, Man sollte also davon ausgehen können, dass das Futter für alle Hundekategorien und in jeder Lebensphase bedarfsdeckend ist.» Das sei bei beiden Futtermitteln nicht der Fall gewesen. «Da waren teilweise die Nährstoffe in zu geringen Mengen vorhanden oder aber über den Bedarfszahlen», so die Expertin. Und beides könne bei Hunden – insbesondere bei einem wachsenden Hund – zu Problemen führen. Eine entsprechende eindeutige Deklaration fehlt auf der Verpackung. Ausserdem sind beide Futtermittel nicht ausgewogen.
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Prof. Dr. Annette Liesegang: Warum braucht ein Hund Fleisch?
Aus Kassensturz vom 01.03.2016.
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Migros schreibt auf Anfrage von «Kassensturz»: «Die beiden Produkte entsprechen den Anforderungen der schweizerischen Futtermittelbuch-Verordnung und den Empfehlungen der FEDIAF (Nutritional Guidelines For Complete and Complementary Pet Food for Cats and Dogs der Fédération européenne de lindustrie des aliments pour animaux familiers) und entsprechen somit den Bedürfnissen der angesprochenen erwachsenen Hunde.»
Hoher Eisengehalt kann zu Problemen führen
Der Hersteller von Rinti Feinest, die Firma Finnern GmbH & Co. KG aus Deutschland, schreibt zum ungenügenden Resultat: «Das Etikett wurde bereits im November 2015 umgestellt auf ‹Alleinfuttermittel für ausgewachsene Hunde›. Die Fütterunsempfehlung wurde entsprechend angepasst.» Die analysierten Zink- und Eisengehalte seien ausrechend für einene ausgewachsenen Hund.
Im Mittelfeld landeten die Marken Bitsdog, Real Nautre (mit 1.05 Franken das teuerste Produkt im Test), Cesar und Wau Wau von Denner. Abzug gab es hier unter anderem wegen des hohen Eisengehalts. Eisen sei als Solches nicht toxisch, erklärt Annette Liesegang. Doch: «Wenn ich sehr viel Eisen habe, wird weniger Zink und Kupfer aufgenommen, und das kann in der Folge zu verschiedenen Schäden führen.» Denn Zink und Kupfer seien für den Hund wichtige Spurenelemente.
Testsieger liefert genügend Nährstoffe
Vier Hundefutter erhielten von der Expertin gute Noten. Für Asco Classic von der Migros gab es die Note 4,9. Die gleiche Bewertung erhielten Romeo von Aldi und Orlando von Lidl. Am besten schneidet das Produkt Pedigree des Lebensmittelriesen Mars ab. Hier fiel der Expertin besonders die klare Deklaration auf. Bei diesem Hundefutter könne sich der Konsument auf die Dekleration «Alleinefutter für adulte Hunde» verlassen, erklärt Annette Liesegang. «Mit diesem Futter bekommt der Hund eigentlich alle Nährstoffe und auch die Energie, die er braucht.»
Testresultate im Detail
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Hier geht's zur ausführlichen Testtabelle.
«Espresso»
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