Milch-Rückruf bei Aldi, Lidl, Rewe, Netto, Edeka – Das müssen Verbraucher wissen

FOCUS Online/Wochit

Milch mit Bakterien verseucht! Aldi, Lidl, Edeka, Kaufland, Netto starten Rückruf

FOCUS-Online-Redakteur Ralf Fastner

Donnerstag, 17.10.2019, 08:30

Milch-Alarm wegen gefährlicher Bakterien! Nach Verunreinigung hat der Hersteller "Deutsche Milchkontor GmbH" zusammen mit "Fude + Serrahn Milchprodukte" eine große Rückruf-Aktion gestartet. Betroffen ist Frischmilch, die in großen, deutschen Discountern und Supermärkten verkauft wurde. Auch Aldi, Lidl, Edeka, Netto und Kaufland sind betroffen.

Bei einer Routinekontrolle seien bei einigen Chargen fettreduzierter Milch Keime des Typs Bakterium Aermonoas hydrophila/caviae festgestellt worden. Betroffen sind ausschließlich Produkte mit Genusstauglichkeitszeichen DE NW 508 EG.

Andere Mindesthaltbarkeitsdaten (unten aufgeführt samt Discounter) oder Artikel mit selbem MHD, aber anderem Identitätskennzeichen, sind nicht betroffen. Die betroffenen Frischmilch-Produkte wurden im DMK-Werk Everswinkel (Deutsche Milchkontor GmbH) hergestellt.

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Milch-Rückruf - Discounter und Supermärkte betroffen:

Aldi Nord: Milsani Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 15.10.2019 und 18.10.2019

Aldi Nord

Aldi Süd: Milfina Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 10.10.2019 und 14.10.2019

Aldi Süd

Metro Deutschland: Aro Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 15.10.2019, 18.10.2019

Metro

Kaufland: K-Classic Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 15.10.2019, 18.10.2019

Kaufland

Lidl: Milbona Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 13.10.2019, 14.10.2019, 16.10.2019 und 18.10.2019 (betrifft ausschließlich in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen verkaufte Produkte)

Lidl

Edeka: Gut&Günstig Frische Fettarme Milch ESL 1,5% Fett (1 Liter) mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 16.10.2019, 18.10.2019 und 20.10.2019

Edeka

Netto: Gutes Land Frische Fettarme Milch länger haltbar 1,5% Fett (1 Liter) mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 15.10.2019, 16.10.2019, 18.10.2019 und 20.10.2019

Netto

Rewe: Ja! Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 15.10.2019 und 18.10.2019

Rewe

Real: Tip Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 15.10.2019 und 18.10.2019

Real

Bartels-Langness: Tip Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14.10.2019, 15.10.2019, 18.10.2019 sowie Hofgut Frische Milch 1,5% Fett mit Mindesthaltbarkeitsdatum 18.10.2019

Bartels-Langness

Wichtig: Milch zurückbringen - und bei Symptomen zum Arzt

Verbraucher können den Artikel zurückbringen und erhalten, auch ohne Vorlage eines Kassenbons, den Kaufpreis erstattet. Die belieferten Handelsunternehmen haben umgehend reagiert und die Ware aus dem Handel genommen. Wenn Sie nach dem Verzehr irgendwelche Krankheitssymptome (siehe unten) an sich feststellen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Von einem Konsum der Ware wird dringend abgeraten. Stattdessen sollte die Milch – geöffnet oder ungeöffnet – zu dem Lebensmittelhändler zurückgebracht werden, bei dem sie gekauft wurde.

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Aeromonas hydrophila: Was ist das für ein Bakterium?

Das Bakterium Aeromonas hydrophila (heterotroph, gramnegativ, stäbchenförmig bis kokoid) findet sich vor allem in Süß- und Brackwasser. Es ist sehr widerstandsfähig und kann in aeroben und anaeroben Umgebungen überleben und Stoffe wie Gelatine und Hämoglobin verdauen. Die Gattung Aeromonas gehört zur Familie der Aeromonadaceae. Die meisten Arten dieser Bakterien sind beweglich und mit oder ohne Anwesenheit von Sauerstoff überlebens- und vermehrungsfähig. Das Wachstumsoptimum liegt bei 28 Grad. Manche Stämme wachsen sogar noch bei 0/1 bis 5 Grad (psychrotroph). Die Temperaturtoleranz liegt in etwa bei 0/1 bis 45 Grad. Das bedeutet: Im Kühlschrank überleben die Keime.

Eine Kontamination mit dem Keim ist überall dort möglich, wo Lebensmittel mit Wasser in Kontakt kommen. In Milch selbst kommt das Bakterium nicht vor. Einen gesetzlichen Grenzwert für diese Art von Keimen gibt es in Deutschland nicht.

Lebensmittel, die mit dem Bakterium infiziert sind, können beim Menschen zu Krankheiten führen.

Durchfall (Diarrhöe - wässrig/blutig/schleimig)

Fieber

Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis - Erbrechen/Übelkeit)

Sollte das Bakterium in eine offene Wunde eintreten, kann es zu einer entzündlichen Hauterkrankung (Schmerz, Rötung, Schwellung, Blasenbildung) oder einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Auch eine Entzündung des Knochens und des Knochenmarks ist möglich. Befallenes Gewebe muss schnell entfernt werden - im schlimmsten Fall kann es sonst zu einer Amputation oder gar zum Tod kommen.

Meist tritt das Bakterium in Fisch und Schalentieren (Meeresfrüchte, Fischfilets, Schnecken) auf, ebenso in rotem und weißem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm und Geflügel) sowie Milch und den damit hergestellten Produkten.

Behandelt wird eine Infektion mit Antibiotika. Allerdings breiten sich wie bei anderen Bakteriengruppen zunehmend resistente Stämme aus. Zudem muss ausreichend Flüssigkeit zu sich genommen werden.

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Worauf Verbraucher jetzt achten müssen

Hinweis: Für Verbraucher besteht das größte Risiko, wenn gekochte Lebensmittel mit rohem, kontaminierten Material (Lebensmittel, Schneidebretter, usw,) in Berührung kommen. Daher ist zu raten: Lebensmittel müssen immer wie vorgeschrieben gelagert und ausreichend erhitzt und gekocht werden. Bei starkem Erhitzen sterben die Bakterien ab. Generell gilt: Waschen Sie sich mehrmals die Hände und reinigen Sie Schnitte, Kratzer und Wunden.

Hintergrund: Welche Minimal-Menge verzehrt werden muss, um sich zu infizieren, ist wissenschaftlich nicht dokumentiert und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab (Alter, körperliche Konstitution, Vorerkrankungen, usw.).

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Bakterium spielt untergeordnete Rolle

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Vor einigen Jahren hatte der Fall einer US-Amerikanerin für Aufsehen gesorgt, die sich bei einem Kajak-Unfall mit dem fleischfressenden Bakterium infiziert hatte. Ärzte hatten der jungen Frau beide Hände, ein Bein und einen Fuß amputieren müssen, um ihr Leben zu retten.

Wie eine US-Amerikanische Studie des Centers of Disease Control and Prevention zeigt, infizieren sich Menschen weltweit nur sehr selten mit dem Erreger. Auch andere Studien kommen zum selben Ergebnis.

Das Bakterium findet sich in Deutschland hauptsächlich in kontaminierten Gewässern, Lebensmittel sind eher selten mit dem Keim belastet. "Im Vergleich zu anderen pathogenen Organismen wie zum Beispiel Salmonellen oder Campylobacter, spielt Aeromonas hydrophila, was eine Infektion beim Menschen angeht, eine untergeordnete Rolle", erklären Schweizer Wissenschaftler des Züricher Kantonales Labors.

Defekte Dichtung in Produktionsanlage führte zu Riesen-Rückruf

Inzwischen teilte der Hersteller mit, dass eine defekte Dichtung in einer Produktionsanlage zu der verunreinigten Milch führte. "Die Ursache für die Verunreinigung wurde zweifelsfrei identifiziert und zwischenzeitig behoben", heißt es in einer Mitteilung, die FOCUS Online vorliegt. Die Produktion sei unmittelbar nach Bekanntwerden (10. Oktober) gestoppt worden, so das Unternehmen.

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"Das defekte Maschinenteil (Dichtung) wurde ausgetauscht. Anschließend wurden zusätzliche Reinigungen durchgeführt, sowie eine Testproduktion vor Wiederinbetriebnahme der Produktionslinie vorgenommen."

Wie hoch die Keim-Belastung in den Produkten ist, kann nicht gesagt werden. "Der qualitative Nachweis des Keimes gibt leider keinen Aufschluss auf seine quantitative Verbreitung", so die DMK auf Nachfrage. Eine genaue Menge der betroffenen Milchchargen kann bislang nicht beziffert werden. Jedoch handele es sich um ein "übersichtliches Volumen".

DMK: Das ist das Unternehmen, das die Milch zurückruft

Die DMK-Gruppe verarbeitet nach eigenen Angaben mit rund 7700 Mitarbeitern Milch an mehr als 20 Standorten unter anderem in Deutschland und den Niederlanden. Sie ist einer der größten Lieferanten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels und zählt mit einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro europaweit zu den größten Unternehmen der Milchwirtschaft.

Zu der Warenpalette gehören Käse, Molkereiprodukte, Babynahrung, Eis sowie Gesundheitsprodukte. Bekannte Marken sind Milram, Oldenburger und Alete.

Ein Keim - und der deutsche Milchmarkt kollabiert

Fragen beantwortet der Kundenservice der Molkerei DMK Group unter: Tel. 0251-2656 7371 oder per E-Mail: dmk@buw.de.

Lebensmittelrückrufe in Deutschland häufen sich

Die Zahl der Lebensmittelrückrufe in Deutschland hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt. Besonders betroffen seien Fleisch- und Milchprodukte, bestätigt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die Behörde stützt sich auf eine Auswertung des 2011 gestarteten Internetportals Lebensmittelwarnung.de. Dort werden Warnhinweise auch jenseits der großen Lebensmittelskandale veröffentlicht.

Die Zahl der Warnungen sei von 83 im Jahr 2012 auf 186 im vergangenen Jahr geklettert. 2019 wurden bis Freitag 160 Warnungen veröffentlicht, so die aktuelle statistische Auswertung des Bundesamtes. Über die Gründe des Anstiegs gebe es keine gesicherten Erkenntnisse. Am häufigsten würden Produkte wegen mikrobiologischer Verunreinigungen oder Fremdkörpern zurückgerufen. Auch falsche Kennzeichnungen können zu Rückrufen führen.

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Klöckner kritisiert die Bundesländer nach den Lebensmittelskandalen

Nach den jüngsten Lebensmittelskandalen um Wurst und Milch kritisiert Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) jetzt die Bundesländer. Diese seien für die Lebensmittelkontrollen zuständig, sagte sie der "Bild"-Zeitung. "Ich lege Wert darauf, wenn die Länder stets ihre Zuständigkeit hier betonen, dass sie ihrer Verantwortung auch mit ausreichend Personal für diese Aufgabe gerecht werden." Sie erwarte "regelmäßige, effektive Kontrollen vor Ort".

Klöckner sagte weiter, sie wolle wissen, "wo die Schwachstellen vor Ort liegen". Die Länder müssten auch bereits sein, über eine "stärkere Konzentration und Bündelung von Verantwortlichkeiten" zu sprechen, um das System der Lebensmittelkontrolle zu optimieren.

FDP: "Nationaler Kontrollplan effizienter"

Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Gero Hocker, kritisierte die Äußerungen der Ministerin. "Dass Frau Klöckner nun reflexartig jegliche Verantwortung von sich weist, ist nicht nachvollziehbar", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Schließlich liege die Kompetenz zur zentralen Koordinierung der Lebensmittelüberwachung bei den Bundesbehörden. "Es muss nun kooperativ geschaut werden, wie der nationale Kontrollplan effizienter ausgestaltet werden kann", forderte Hocker.

Foodwatch äußert scharfe Kritik an Klöckner

Auch die Verbraucherschützer von Foodwatch übten Kritik an den Äußerungen von Ernährungsministerin Julia Klöckner. Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker erklärte, Klöckner unternehme "einen ebenso plumpen wie billigen Versuch, von der eigenen Verantwortung abzulenken".

Es gebe nur deshalb immer wieder neue Skandale, "weil die immer gleichen, längst bekannten Schwachstellen und Gesetzeslücken im europäischen und deutschen Lebensmittelrecht nicht beseitigt werden". Die Ministerin habe hier in ihrer bisherigen Amtszeit "keinerlei Initiative" ergriffen.

Mehr Befugnisse für Lebensmittel-Kontrolleure gefordert

Die vzbv-Expertin für Lebensmittelsicherheit, Anne Marquardt, sieht an mehreren Stellen Handlungsbedarf. "Aus unserer Sicht muss sich das System der Lebensmittelüberwachung und auch die Art und Weise, wie Verbraucher informiert werden, ändern", sagte sie im Sender NDR Info. Sie forderte unter anderem mehr Befugnisse für die Kontrolleure.

Marquardt regte zudem eine regelmäßige Veröffentlichung der Kontrollberichte an, "weil dann die Betriebe eine ganz hohe Motivation haben, regelmäßig korrekt zu arbeiten". Die Unternehmen wüssten dann, dass die Verbraucher von Problemen erfahren. "Und das gibt den Kontrolleurinnen auch etwas an die Hand, einen großen Anreiz zu setzen für korrektes Arbeiten - mehr noch als Bußgelder."

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