Grünes Licht vom Ernährungsberater: Mädchen mit Selleriemännchen. Foto: San José Library (Flickr)
Angefangen hatte alles mit kindlicher Neugierde. Wann immer wir Fleisch auftischten, wollte unsere Tochter wissen, vom welchem Tier es stamme. Irgendwann realisierte sie, dass die Kuh und das Huhn das Fleisch nicht gemacht hatten, sondern selber auf dem Teller lagen. «Mer dörf kei Tierli töte!», rief sie entsetzt, und biss im nächsten Moment genüsslich ins Salami-Sandwich.
Vor ein paar Wochen aber begann sie plötzlich, konsequent auf Fleisch zu verzichten. Aus der Überzeugung heraus, dass es nicht richtig sei, Tiere zu essen. Leicht fällt es ihr nicht immer, schon mehrmals hat sie gestöhnt, weil sie die Wurst auf dem Tisch so fein findet und sie nur zu gerne gegessen hätte. Aber sie legt mit ihren nicht einmal sechs Jahren eine beeindruckende Selbstbeherrschung an den Tag und zieht ihren neuen vegetarischen Lebensstil voll durch.
Kochtechnisch ist das für uns keine Herausforderung, da ich mich selber seit bald zwei Jahrzehnten vegetarisch ernähre und somit bei uns zu Hause sowieso immer (auch) etwas Fleischloses auf dem Tisch steht. Für schlechte Stimmung sorgt es bisweilen trotzdem, weil sie in ihrem tierschützerischen Eifer nur zu gerne alle um sie herum zum Fleischverzicht überreden würde. Und statt dabei auf Argumente zu setzen, ruft sie gelegentlich lieber laut aus, nennt den Vater «Tierli-Mörder» und ist verzweifelt, weil sie nicht mehr am Tisch sitzen könne, wenn sie Vater und Bruder beim Fleischessen zuschauen müsse. Am toleranteren Umgang mit Sich-anders-Ernährenden arbeiten wir also noch.
Was mich neben diesem Thema ausserdem beschäftigt, ist die Frage, ob wir nun speziell auf die Ernährung unserer Tochter achten müssen, wenn ihre vegetarische Phase tatsächlich andauert? Schliesslich steckt sie mitten im Wachstum und ist möglicherweise auf das Eiweiss aus dem Fleisch angewiesen? Steffi Schlüchter, Ernährungsberaterin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, hat meine drei dringendsten Fragen zum Thema beantwortet:
Kleine Kinder ändern ihre Meinung manchmal sehr schnell. Muss man schon speziell auf die Ernährung achten, wenn ein Kind zwei Monate lang kein Fleisch mehr isst?Wenige Monate sollten unkritisch sein, obwohl es dazu keine Studien und entsprechenden Empfehlungen gibt. Tatsächlich ist bei Kindern das Risiko für einen Nährstoffmangel höher als bei Erwachsenen, aber die Erfahrung zeigt, dass eine ausgewogene ovo-lacto-vegetarische Ernährung auch für Kinder geeignet ist.
Und wie sieht diese «ausgewogene Ernährung» im Detail aus?Man sollte vermehrt vegetarische Fleischersatzprodukte in die Menüs einbauen. Dazu gehören neben Quorn, Seitan und Tofu auch Milch, Käse oder Quark. Wie man diese Produkte in die Menüs integriert, hängt sehr von den Essgewohnheiten der jeweiligen Familie ab.
Welche Mangelerscheinungen können auftreten, wenn man nicht auf diese Ausgewogenheit achtet?Der Verzicht auf Fleisch, ohne entsprechenden Ersatz, kann bei Erwachsenen wie auch Kindern zu einem Eisen- und Vitamin-B12-Mangel führen. Dies kann Blutarmut, Wachstums- und Gedeihstörungen zur Folge haben. Wie eingangs erwähnt, kann man dem aber einfach entgegenwirken, indem man etwa mehr Milchprodukte isst. Kritisch wird es erst, wenn Kinder vegan ernährt werden. Die Website der «Deutschen Gesellschaft für Ernährung» bietet zu dem Thema viele weiterführende Infos an.
Liebe Leserin, lieber Leser, isst Ihr Kind auch vegetarisch? Wie gehen Sie damit um?