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om Golden Retriever über den Pudel bis hin zum Yorkshire Terrier: In Hamburg leben immer mehr Hunde. Vor zehn Jahren waren den Behörden noch gut 40.000 Hundehalter gemeldet. Mittlerweile besitzen laut Finanzbehörde bereits fast 51.000 Hamburger einen oder mehrere Hunde. 4,21 Millionen Euro nimmt die Hansestadt laut Statistischem Amt dank der Hundesteuer ein. 2008 waren es etwa 2,9 Millionen Euro.
Ungleich höher ist die Summe, die Hundebesitzer jedes Jahr in ihre Tiere investieren. 1,38 Milliarden für Hundefutter und noch einmal 192 Millionen Euro für Zubehör, wie der Industrieverband Heimtierbedarf für 2017 ermittelt hatte. Dazu kommt das Geld, das Hundehalter für Pflege und ähnliche Dienstleistungen zahlen. Dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) zufolge nimmt etwa jeder fünfte Hundehalter Geld für Heimtierpfleger, Tierphysiotherapeuten, Tierheilpraktiker und Tierhomöopathen in die Hand.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Vielen Hundehaltern ist für ihren Vierbeiner nur das Beste gut genug. Das freut die Branche und macht den Weg frei für kreative Köpfe, die ein Stück des Kuchens abhaben wollen. Ob Hundesitter für urlaubende Herrchen und Frauchen, maßgeschneiderte Trenchcoats, Regenjacken und Bademäntel für den Dackel oder einfach ein Geschäft mit vielen hochwertigen und hochpreisigen Accessoires für den modernen Hund von heute.
Erste Hundesalon-Kette
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Zwei Frauen aus Hamburg wittern ebenfalls das große Geschäft mit dem Hund. Anja Neubert und Nele Hinrichsen haben in der Hansestadt begonnen, die erste Hundesalon-Kette etablieren. Auf die Idee kamen die beiden Hundebesitzerinnen, weil sie für ihre Tiere oft sehr lang auf einen Termin zur Fellpflege warten mussten. „Es war aus beruflichen Gründen schwierig, schon Monate im Voraus einen Termin fest zu vereinbaren“, erinnert sich Neubert, die drei Hunde hat. Warum also nicht selbst einen eröffnen, fragte sie sich und aus der Idee wurde ein Konzept mit System.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nele Hinrichsen schmiss sie deshalb wenig später ihren Marketingjob und arbeitete sich in das Thema „Grooming“, also die Pflege von Tieren, ein. Mindestens fünf „Doging Stations“ sollen es in der Region werden. Ihre erste Deutschlandfiliale haben die beiden Frauen im März in der Nähe der Außenalster eröffnet, die zweite folgte vor wenigen Tagen im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.
Die beiden Hundebesitzerinnen legen in ihren Läden allerdings nicht selbst Hand an den Hund. Waschen, schneiden, trimmen und föhnen – das überlassen sie ihrem geschulten Personal. Einheitliche Ausbildung, gleiche Leistungen, wiedererkennbarer Stil, Wohlfühlatmosphäre für die wartenden Hundebesitzer – die „Doging Stations“ sollen überall nach dem gleichen System aufgebaut werden.
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Die mit den Pudeln tanzt
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Neubert und Hinrichsen gehen davon aus, dass der Bedarf riesig ist. Allein in Hamburg gebe es mehr als 80.000 Hunde und nur etwa 40 Hundesalons. „Wir haben den Vorteil, dass wir im besten Testmarkt aller Zeiten starten können. Das ist ein bundesweites Phänomen. Da ist noch Luft nach oben“, sagt Neubert dazu. Statistiken und Marktanalysen geben den Marketing-Expertinnen recht.
In eine deutschlandweit exklusive Marktlücke stoßen Hinrichsen und Neubert mit ihrer Idee indes nicht. Für den Norden aber scheinen sie eine gute Nase für ein gutes Geschäft zu haben. Deutschlandweit gibt es ZZF-Schätzungen zufolge etwa 7000 angemeldete Hundefriseure – Tendenz steigend. Speziell in Hamburg gebe es tatsächlich nicht genügend Heimtierpfleger, sagte eine Verbandssprecherin dazu. Eine Herausforderung in dem Zusammenhang sei allerdings auch die schwierige Suche nach guten Fachkräften.
Hinrichsen und Neubert hatten in der Hinsicht Glück. „Am Ende hatten wir sogar 50-60 Anfragen. Acht Frauen haben wir in beiden Läden eingestellt, so Hinrichsen. Die Hamburgerinnen hoffen, dass ihr Konzept aufgeht. „Wir haben eine knappe halbe Million Euro investiert. Das verpflichtet uns bis an unser Lebensende. Erfolg ist alternativlos“, sagte Neubert.
Ein dritte Fläche wird gesucht
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Bestätigung erfahren die beiden Geschäftsfrauen auch von Kunden: „Wir fühlen uns hier pudelwohl, wie man so schön sagt“, sagt der 36-jährige Hamburger Stefan Brockmann, der seinen Malteser bei der „Doging Station“ wieder hat schick machen lassen. „Bei vielen Hundesalons ist es recht steril und hier ist es schon sehr gemütlich. Man kommt rein und fühlt sich sofort wohl.“
Die erste Bilanz von Anja Neubert und Nele Hinrichsen fällt durchweg positiv aus: „Wir sind begeistert, wie gut wir angenommen worden sind“, so Neubert. „Wir sind total happy mit der Idee. Das Teamwork stimmt und im Moment suchen wir gerade die dritte Fläche.“ Voraussichtlich soll die dritte „Doging Station“ nach den Sommerferien im Hamburger Nordosten entstehen.