Schweiz: Hier werden Hunde und Katzen gegessen

Was bei uns verpönt ist, wird in der Schweiz offenbar praktiziert: Hunde und Katzen zu essen. Verboten ist es jedenfalls nicht.

Bekanntlich verweisen viele Leute mit großer Empörung oder einem Quäntchen Spott darauf, dass in China und Vietnam Hunde und Katzen auf den Tellern landeten. Doch so weit müssen wir gar nicht blicken: Auch in der Schweiz – weltberühmt für Käse und Schokolade – ist es erlaubt, Haustiere zu schlachten und zu essen. Nur der Verkauf und die Weitergabe des Fleischs an andere ist verboten. Wer bei seinem Grillfest Haustier serviert, kann also Ärger bekommen.

In Deutschland ist es übrigens genauso wenig verboten, Hunde- und Katzenfleisch zu essen. Das geltende Schlacht- und Einfuhrverbot macht es aber praktisch unmöglich, legal an einen Haustier-Snack zu kommen.

Werden in der Schweiz heute noch Haustiere verzehrt?

Schweizer Tierschutzorganisationen, die die Erlaubnis zum Verzehr von Haustieren seit Langem kritisieren, sprechen auch heute noch von 100 bis 200 regelmäßigen Konsument:innen. Die Dunkelziffer sei vermutlich aber sehr viel höher.

Besonders der Katzenbraten habe in der Schweiz eine lange Tradition, weiß die FAZ zu berichten. "In den Schweizer Kantonen Bern, Luzern und Jura war Katzenfleisch lange Zeit ein traditionelles Weihnachtsgericht unter Bauern: Katze gekocht in Thymian war eines der beliebtesten Gerichte."

Ein Leser der Schweizer Tamedia-Redaktion berichtet auch noch von einem speziellen Hundeangebot: "Ich erinnere mich noch gut an die Inserate der Ostschweizer Zeitungen während der 40er- und 50er-Jahre, 'Masthunde zu verkaufen'. Ich glaube, sogar in den 60er-Jahren gab es das noch."

Warum essen wir diese Tiere und jene nicht?

Schweizer:innen mit einer Vorliebe für Hunde- und Katzenfleisch halten die regelmäßig aufflammenden Diskussionen um ihre Essgewohnheiten für verlogen. „Dann dürfte man auch keine Schweine essen“, antwortete eine Landwirtin aus dem Rheintal auf die Frage des Tages-Anzeigers, warum sie Hund esse. Ein anderer Bauer meinte: „Fleisch ist Fleisch.“ Früher habe sich auch kaum jemand daran gestört, wenn Hundefleisch auf den Tisch kam. Sich nun darüber aufzuregen, sei heuchlerisch in einer Gesellschaft, „die sonst nicht genug Fleisch kriegen kann.“

Die Frage, warum wir bestimmte Tiere essen und andere nicht, ist berechtigt. Die US-amerikanische Psychologin und Veganaktivistin Melanie Joy, die den Begriff des Karnismus geprägt hat, kritisiert die willkürliche Kategorisierung von Tieren in "essbar", "nicht essbar", "Haustier", "Nutztier", "Ungeziefer", "Raubtier" oder "Unterhaltungstier" schon länger. Es sind Zuschreibungen, die sich zudem von Kultur zu Kultur unterscheiden: Hunde werden in Teilen Asiens gegessen, während sie bei uns als Familienmitglied und in anderen Regionen wiederum als unsauber gelten. Wir essen Kühe, die in Indien heilig sind, und Schweine, die bei Jüd:innen und Muslim:innen verpönt sind. Vielleicht ist es an der Zeit, nach Kategorien wie Geschlecht und Hautfarbe beim Menschen auch die Klassifizierung von Tieren in "essbar" und "nicht essbar" infrage zu stellen.

Quellen: FAZ, Focus, Tages-Anzeiger, Katapult

sar

Brigitte

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