"Größe ist ein entscheidender Erfolgsfaktor" - internetworld.de

Die Milliardenmarke wird dieses Jahr geknackt: 1999 gegründet hat sich Zooplus als Marktführer im Online-Handel mit Tierfutter durchgesetzt. 2016 wuchs das Unternehmen um 28 Prozent auf rund 908 Millionen Euro Umsatz, im ersten Quartal legte der Online-Fachhändler nochmals um 24 Prozent zu. Ein gutes Viertel der Erlöse wird in Deutschland erwirtschaftet. Auf der Gewinnseite sieht die Lage nicht ganz so rosig au: Knapp 18 Millionen klingelten 2016 als Vorsteuerertrag in der Kasse - knapp zwei Prozent des Umsatzes. Ähnlich wie Amazon setzt auch Zooplus laut Finanzvorstand Andreas Grandinger statt auf Profitabilität auf Expansion und will sich weitere Anteile von seinem lukrativen Markt sichern.

Die Chancen dafür stehen gut - auch wenn der Eintritt von Amazon Fresh auch den Futtermarkt verändern wird. Ein Großteil des Futters wird im Lebensmitteleinzelhandel oder in Drogerien verkauft. Lediglich knapp sieben Prozent der neun Milliarden Euro, die mit Heimtierbedarf verdient werden, entfallen aktuell aufs Internet. Aber im Gegensatz zu anderen Segmenten setzte die Konsolidierung des Markes schon früh ein. Von dem guten Dutzend Start-ups, die nach Zooplus ebenfalls Futter und Zubehör fürs Tier verkauften, sind nur eine Handvoll ernsthafte Konkurrenten übrig geblieben.

Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) verdichtet sich die Branche weiter: Immer mehr Fachhändler auf der Fläche geben auf, die Kettenbildung nimmt zu. Fressnapf als Marktführer auf dem Heimatmarkt setzt zwar bereits mehr als eine Milliarde Euro im Jahr in knapp 900 Franchise-Filialen um, erwirtschaftet aber nur rund 60 Millionen Euro online. "Der Tiermarkt ist noch nicht gesättigt, die Zahl der Haustiere wächst weiter", sagt Grandinger im Interview. "Tiere sind Freunde, Familienmitglieder und werden als solche immer mehr humanisiert, folglich versorgt man sie mit Gutem und mit Qualität, lieber aus dem Fachhandel als vom Discounter oder von Generalisten."

Zooplus wächst zurzeit sehr stark - warum?

Andreas Grandinger:

Zooplus baut auf ein Geschäftsmodell, das bei den Kunden sehr gut ankommt: Wir bieten ein umfassendes Sortiment, attraktive Preise und liefern zügig. Der Markt mit Futter und Accessoires wächst online immer noch sehr stark. Wir haben ihn 1999 als einer der ersten besetzt und uns als der Spezialist für Heimtierbedarf oder als Fachgeschäft im Internet inzwischen eine sehr treue Kundschaft aufgebaut. Wir verlieren wenige Kunden, gewinnen aber jedes Jahr neue dazu, die umsatzbezogene Kundenloyalität erreicht 94 Prozent.

Heimtierbedarf online zu bestellen ist praktisch. Aber trotzdem werden hier gerade mal sechs bis sieben Prozent online verkauft. Warum kommt der E-Commerce so schleppend in Gang?

Grandinger:

Er kommt durchaus in Gang, jedes Jahr wird ja deutlich mehr umgeschichtet und kaufen mehr Tierhalter Futter online. Etwa 70 Prozent unserer Kunden sind Frauen, die erkennen schnell, dass der Online-Handel den Alltag erleichtert. Allerdings wird Tierfutter sehr oft auch im Lebensmittelhandel eingekauft. Hier aber ist der Online-Anteil generell noch viel niedriger. Es dauert eben länger, bis es ins Bewusstsein dringt, dass man heute Lebensmittel und Tierfutter auch im Internet bestellen kann. Menschen hängen an ihren Kaufgewohnheiten und brauchen oft mehr als einen Anstoß, um sie zu ändern.

"Kleinere Anbieter können noch immer gut Neukunden gewinnen"

Zooplus war 1999 der erste Online-Händler für Heimtierbedarf, in allen anderen Sortimenten konnten sich gleich mehrere Konkurrenten etablieren. In Ihrem Markt nicht, hier haben viele Start-ups wieder aufgegeben. Das Geschäft machen neben Ihnen nur eine Handvoll weiterer Online-Shops

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Grandinger:

Es ist schon ein harter Wettbewerb mit vielen lokalen und regionalen Wettbewerbern. Mit etwas über 900 Millionen Euro Umsatz 2016 führt Zooplus den Markt in Europa mit weitem Abstand zu seinen Konkurrenten an, aber es gibt in allen Ländern viele kleinere Wettbewerber. Auch in Deutschland konnten sich Händler wie Zooroyal oder Alpha-Pet etablieren. Kleinere Anbieter können mit aggressiven Preisen oder spezialisierten Angeboten noch immer gut Neukunden gewinnen und um Marktanteile kämpfen, langfristig gehen wir aber davon aus, dass Größe ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, es geht im E-Commerce um Skalierung und Kostenvorteile durch Größe.

Tierfutter wird nicht nur im Fachhandel, sondern auch im Supermarkt oder in der Drogerie gekauft. Was verändert sich hier durch den Start von Amazon Fresh?

Grandinger:

Supermärkte und Drogerien konzentrieren sich eher auf Futter im unteren Preissegment und von bekannten Marken, hier spielt die Konkurrenz von Amazon sicher eine große Rolle. Weniger das Angebot Amazon Fresh, denn das bezieht sich ja auf Kühlkette, Frische und eine schnelle Lieferung, Futter aber braucht diese Lieferstruktur nicht. Trocken- und Naßfutter in Säcken oder Dosen sind länger haltbar und werden oft auf Vorrat gekauft. Amazon Fresh wird aber dazu führen, dass noch mehr Kunden die Vorteile des Online-Shoppings erkennen und dann auch die Vorteile eines spezialisierten Online-Geschäfts wie Zooplus nutzen.

Wie groß ist die Konkurrenz von Amazon für Zooplus?

Grandinger:

Amazon ist insgesamt sicher der größte Wettbewerber für Zooplus. Wir sind uns aber sicher, dass auf dem Gesamtmarkt, der ja immer noch wächst, Platz ist für mehrere Anbieter und Händler. Amazon ist der Generalist unter den Anbietern, während Zooplus sich als Fachhändler und Spezialist für Futter und Spielzeug für das Tier positioniert. Eine solche Aufteilung sieht man ja auch in anderen Branchen oder Segmenten. Die Warenkategorie Tierbedarf birgt außerdem viel Emotionalität, Tiere sind Freunde, Familienmitglieder und werden als solche immer mehr humanisiert, folglich versorgt man sie mit Gutem und mit Qualität, lieber aus dem Fachhandel als vom Discounter oder von Generalisten.

"Fokus auf Wachstum ist jetzt die richtige Strategie"

Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und erwirtschaftet aktuell knapp eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Zooplus führt seinen Markt in Europa an, managte 2016 rund 16 Millionen Bestellungen. Im Schnitt ordern Kunden Waren für 56 Euro. Zooplus beschäftigt knapp 400 Mitarbeiter.

Unternehmen

Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und erwirtschaftet aktuell knapp eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Zooplus führt seinen Markt in Europa an, managte 2016 rund 16 Millionen Bestellungen. Im Schnitt ordern Kunden Waren für 56 Euro. Zooplus beschäftigt knapp 400 Mitarbeiter.

Unternehmen

Zooplus nähert sich der Milliardenmarke, ist im letzten Jahr um 28 Prozent gewachsen - aber auch auf Kosten von Gewinn und Ertrag.

Grandinger:

Wir stehen ja noch ganz am Anfang bei der Entwicklung des Online-Handels für Heimtierbedarf und sehen jedes Jahr, dass mehr Anteile ins Internet wandern. In dieser Situation wollen wir unsere marktführende Position weiterhin behaupten und ausbauen. Daher setzen wir ganz klar auf Wachstum, wollen gegenwärtig etwa fünf Millionen Kunden und jedem weiteren Neukunden ein exzellentes Kauferlebnis vermitteln. Mit zwei Prozent Ergebnis vor Steuern im Jahr 2016 sind wir bereits heute in einer durchaus vernünftigen Größenordnung unterwegs, die nicht alle Händler im Lebensmittelbereich erreichen. Im Stammkundengeschäft schaffen wir sogar vier Prozent Ergebnis vor Steuern, auch das zeigt, dass wir richtig liegen. Ja, die Gesamtprofitabilität wird beeinflusst durch starkes Wachstum, aber der Fokus auf Wachstum ist genau die richtige Strategie.

Der Kurs von Zooplus hat zumindest Anfang des Jahres auch durch den Brexit gelitten ...

Grandinger:

... sich aber sehr schnell wieder erholt. Zurzeit liegt der Kurs sehr deutlich über dem Wert zu Beginn des Jahres. Er wird gerade einerseits durch das Marktpotenzial getrieben, aber auch durch Entwicklungen in den USA. Dort hat vor kurzem der größte stationäre Händler Petsmart den größten Online-Händler Chewy übernommen, und zwar zu einem Kaufpreis, der deutlich über der Bewertung von Zooplus lag. Das Thema Brexit hat den Aktienkurs vielleicht kurzfristig belastet, wir wissen nicht, wie die Verhandlungen ausgehen und was auf uns zukommt. Großbritannien gehört aber zu den größten drei Märkten Europas, für uns ist das ein strategischer Markt, der für uns hohe Priorität hat und wo wir unsere Marktposition weiter deutlich ausbauen wollen.

Rechnen Sie mit Lieferschwierigkeiten nach Großbritannien durch den Ausstieg?

Grandinger:

Wir wissen nicht, wie die Verhandlungen ausgehen. Wir arbeiten mit verschiedenen Szenarien, sind aber guter Hoffnung. Großbritannien braucht Europa und Europa braucht Großbritannien, daher wird alles getan werden, um die Warenströme auch weiterhin fließen zu lassen.

Wie schätzen Sie die Zukunft Ihres Marktes ein?

Grandinger:

Grundsätzlich gehen wir von weiterem Wachstum aus. Der Tiermarkt ist noch nicht gesättigt, die Zahl der Haustiere wächst weiter. Die Humanisierung der Tiere, also die Betrachtung als Familienmitglied oder guter Freund, führt dazu, dass Halter noch mehr Geld für ihre Lieblinge ausgeben und sich mehr Services rund um die Betreuung und Gesundheit der Tiere bilden werden. Die Industrie arbeitet außerdem an vielen innovativen Produkten. Das sind alles Entwicklungen, die wir nutzen können für eigenes Wachstum.