Drei Brüder haben im Keller ihres Elternhauses in Zufikon (AG) ein Start-up gegründet. Sie haben eine weltweit neue Erfindung gemacht und diese patentieren lassen: Jede und jeder kann damit bei sich Heuschrecken mit wenig Aufwand züchten, mit der Box von Smart Breed. Das Resultat: Proteine für Tierfutter oder aber auch für den Teller, als Fleisch- oder Sojaersatz. Gedacht ist die Box vor allem für Zoos und Landwirtinnen und Landwirte.
Legende:
Die Geschwister haben ihre Erfinung patentieren lassen.
zvg/Smart Breed
Die durchsichtige Box versorgt die Heuschrecken mit dem richtigen Klima, Wasser, Futter – alles vollautomatisch. «Die modernste Heuschreckenzucht Europas», nennen die drei Männer ihre Erfindung. Der Preis pro Kilogramm Heuschrecken liegt bei 15 Franken, erklärt der 29-jährige CEO Christoph Bertschi. Zoos kaufen die Box für 5000 Franken, Bauern mieten sie und bezahlen die Installationskosten plus das, was sie «ernten».
Legende:
CEO des Aargauer Startups Christoph Bertschi im Keller des Elternhauses.
Wilma Hahn/SRF
Warum soll man denn Heuschrecken züchten? Die Tiere liefern Proteine, verbrauchen aber deutlich weniger Wasser als Rinder. Sie benötigen auch viel weniger Platz und stossen kein Methan aus. Der Grundgedanke der drei Brüder Christoph, Adrian und Patrik Bertschi war, dass ein Teil des Schweizer Proteinbedarfs statt mit Proteinen aus Fleisch, mit solchen aus Heuschrecken ersetzt werden kann.
Eher für die Landwirtschaft als für den Teller
Unterdessen haben die drei Tüftler merken müssen, dass Frau und Herr Schweizer nicht vom klassischen Fleischkonsum absehen. Statt Restaurants sollen die Heuschrecken beziehungsweise die Aargauer Zuchtboxen Zoos und Interessierte aus der Landwirtschaft begeistern. Die Heuschrecken sollen einen Teil des Sojas im Tierfutter ersetzen. Legehennen könnten zum Beispiel von dieser Art von Proteinen profitieren, sind die Start-Up-Gründer überzeugt.
Die drei Brüder aus Zufikon
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Legende:
Adrian, Christoph und Patrik Bertschi.
zvg
CEO der Firma Smart Breed ist Christoph Bertschi. Er hat einen Masterabschluss in Banking and Finance.
Zudem arbeitete er vier Jahre lang als Berater für Industrie und Technologie-Firmen.
Adrian Bertschi hat an der Universität Basel seinen Master in Nanotechnologie abgeschlossen und arbeitet zurzeit an seinem PHD in Bioengineering an der ETH Zürich.
Patrik Bertschi hat seinen Bachelor in Recht an der Universität St. Gallen (HSG) abgeschlossen.
Die drei wohnen nicht mehr im Elternhaus, aber die Zucht befindet sich im Keller des Hauses in Zufikon.
Weniger Soja-Verbrauch bedeute weniger abgeholzte Regenwälder, sagt der 29-jährige Christoph Bertschi. So könne die Zuchtbox etwas für das Klima tun. «Unsere Vision ist es, dass wir zehn Prozent des Soja-Tierfutterzusatzes mit Heuschrecken ersetzen». Nichtsdestotrotz arbeite man weiterhin auch mit Verantwortlichen im Lebensmittelmarkt zusammen, um die Heuschrecken auch für Menschen zu etablieren, so Bertschi.
Heimische Heuschrecken
Die Heuschrecken, die in der Box von Smart Breed gezüchtet werden, sind heimisch. Es handelt sich um europäische Wanderheuschrecken. Falls eines der Tiere den Weg aus der Box finden würde, wäre das keine Gefahr für die heimischen Arten in der Schweiz.
Legende:
Die Aargauer Tüftler haben die Länge der Heuschrecken-Zucht stark verkürzt: Statt 9 Wochen dauert es nun 3 Wochen.
Wilma Hahn/SRF
Die Tiere fressen ein spezielles Trockenfutter aus Abfallprodukten, erklärt CEO Christoph Bertschi. «Es basiert auf Nebenprodukten, die nicht für andere Tiere verwendet werden können. Wir wollten anderes Tierfutter nicht konkurrenzieren und haben neue Pellets entwickelt». Es sind vor allem Faserprodukte aus einer Bierbrauerei und einer Saftproduktion.
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Das Geschäft sei gut angelaufen, sagen die Gründer des Aargauer Start-ups. An Zoos verkauft die Firma Zuchtboxen zu 5000 Franken pro Box. 33 Zuchtboxen seien unterdessen an Zoos verkauft worden.
Beruf: «Heuschreckenzüchter»
Soeben hat Smart Breed einen weiteren Preis gewonnen. Die Firma holte Rang Zwei beim Innovations-Wettbewerb «Stage Up» der Universität Bern. Smart Breed wurde dafür aus 50 anderen Firmen ausgewählt. Der Preis ist mit 5000 Franken dotiert.
Vor einem Jahr haben die Geschwister ihre Jobs gekündigt und setzen nun auf ihr eigenes Unternehmen. Ihr Projekt wird von der ETH Zürich, der Universität St. Gallen und der Klimastiftung Schweiz unterstützt. Löhne zahlen sich die drei noch nicht aus, aber man beginne damit bald, heisst es bei der Firma.