Scalable-Capital-Gründer Erik Podzuweit
IMAGO/argum
2020 war ein Ausnahme- und Rekordjahr für die Börse: 2,2 Millionen Deutsche sind neu an den Kapitalmarkt geströmt, über zwölf Millionen Deutsche halten inzwischen Aktien. Wie lange aber hält dieser Trend an? „Ich glaube schon, dass diese neu entfachte Aktienkultur nachhaltig sein wird, denn der Aktienmarkt ist noch alternativloser als in der Vergangenheit“, sagte Scalable-Mitgründer Erik Podzuweit im Podcast „Die Stunde Null“.
Scalable Capital, einst als sogenannter „Robo-Advisor“ gegründet, hat vor einem Jahr eine eigene Plattform für den Handel mit Aktien, Fonds und ETF gestartet und profitiert von dem Boom. Die Münchener haben 250.000 Kunden, beschäftigen mehr als 200 Mitarbeiter in München, London und Berlin und wachen über ein Kundenvermögen von mehr als 4 Mrd. Euro. Zudem ist Scalable mit dem Einstieg des chinesisches Technologiekonzerns Tencent gerade zum „Einhorn“ aufgestiegen – und mit 1,4 Mrd. Dollar bewertet worden. Mit Flatrates, die ab 2,99 Euro pro Monat beginnen, will Scalable mit seinem „Neo-Broker“ neue Kunden anziehen.
Podzuweit beobachtet eine „neue Generation am Kapitalmarkt“. „Etwa ein Drittel der Kunden sind komplett neu. Das sind meistens junge Leute in den Zwanzigern oder zumindest unter 30 oder 35, die erstmalig an den Kapitalmarkt gehen und in Aktien oder ETF investieren.“ Er sehe diesen Trend „in einer Ausprägung, wie man ihn die letzten 20 Jahre nicht mehr gesehen hat.“
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Scalable ist gewachsen, obwohl das Fintech in der digitalen Vermögensverwaltung ein schwieriges Jahr hinter sich hat – denn im Blitzcrash hatte der Algorithmus prozyklisch reagiert. Das Value-at-Risk-Modell zeigte sich anfällig für heftige Bewegungen, was zu einer schlechten Performance führte. „Das hat weh getan“, bekannte Podzuweit. „Wenn letztes Jahr der Crash nicht passiert wäre, dann wären wir nochmal deutlich größer in dem Segment.“ Aber man habe aufgeholt und sei nun auf einem „All-time High“.
Während Anlagen in ETF ein echter Trend sind, sind die viel diskutierten Gamestop- und Windeln.de-Kapriolen für Podzuweit eher ein Nischenthema. Der Scalable-Mitgründer, der als einer der wichtigsten Köpfe der deutschen Fintech-Szene gilt, hält die Aufmerksamkeit für „übertrieben“. Nur drei bis vier Prozent seiner Kundschaft hätten Gamestop-Aktien gehandelt. „Die Stabilität des Kapitalmarktes ist in keinster Weise dadurch gefährdet.“
Hören Sie außerdem in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
warum Erik Podzuweit gerade auf Nordeney ist – und was die Insel für ihn bedeitet,
wie die Gespräche mit dem chinesischen Investoren Tencent abgelaufen sind,
ob man mit seinen Kindern noch in eine Bankfiliale gehen sollte.
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