Viele fragen sich derzeit, weshalb sich gewisse Menschen nicht gegen Corona impfen lassen möchten. Weil die Fragen an Nicht-Impfwillige bald häufiger werden dürften, versuche ich ein paar Antworten vorwegzunehmen. Sie basieren auf meiner persönlichen Meinung und meinen eigenen Einschätzungen.
Gesund leben
Das Wichtigste gleich vorweg: Ich bin vielfach geimpft und werde bei Bedarf bewährte Impfungen auffrischen. Ich vertraue aber auch meinem Körper. Ich habe das Privileg, dass ich weder meinen Körper noch meine Psyche ausbeuten muss, um ein gutes und abgesichertes Leben zu führen. Vielmehr ist es mir möglich, auf meinen Körper zu hören. Wenn es nötig ist, gönne ich ihm eine Ruhepause. Mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und Hausmitteln sorge ich mich um die Stärkung meines Immunsystems. Ausser ein paar Erkältungen im Jahr bin ich nie krank.
Corona, sagt man, kann jeden treffen. Trotzdem bin ich mir zu sicher, dass Sars-CoV-2 meinem 40-jährigen Körper nichts anhaben kann. Ich vermute zudem, dass Long-Covid mehrheitlich diejenigen Menschen trifft, die ihren Körper ausgebeutet haben, Vorerkrankungen haben oder die durch die alles durchdringenden Pandemiemassnahmen derart belastet sind, dass kaum mehr zwischen einer Massnahmen-Depression und Long-Covid unterschieden werden kann.
Aus Solidarität handeln?
Wie viele andere auch, stelle ich mir die Frage, ob ich die Impfung zum Schutz meiner Mitmenschen machen sollte – quasi als Akt der Solidarität. Religiöse Gründe, die mir eine Impfung verbieten würden, kann ich keine geltend machen. Ebenso wenig liegt mir die blinde Gefolgschaft von Autoritäten. Ich betrachte mich als freischwebenden, vernünftigen und damit unabhängigen Geist. Aus diesen Gründen bin ich auf mich zurückgeworfen, selbst eine Risikoanalyse zwischen Fremd- und Selbstgefährdung durchzuführen. Dabei fühle ich mich momentan von den Behörden und den Medien zu wenig unterstützt.
Weil ich davon ausgehe, dass Sars-CoV-2 für mich keinerlei Gefahr darstellt, muss ich sicher sein, dass mir auch die Impfung nichts anhaben wird. Für mich nämlich kommt es nur unter strengen Bedingungen in Frage, meinen Körper um der Solidarität Willen zu gefährden. Schliesslich bin ich nicht dafür verantwortlich, dass ich in einer überalterten und von Zivilisationserkrankungen geplagten Gesellschaft lebe. Ich schliesse nicht grundsätzlich aus, mich für meine Mitmenschen zu engagieren, beispielsweise durch eine Spende an eine wohltätige Organisation. Eine Spende birgt aber, sofern es mein Budget zulässt, kein Risiko für meinen Körper.
Mangelnde Transparenz
Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich der Wissenschaft nicht vertraue. Aber eine Pharmaindustrie, die ihre Daten nicht veröffentlicht und nicht aktiv den ausgewogenen Diskurs über Wirkungen und Nebenwirkungen fördert, ist keine Wissenschaft. Die Wissenschaft mag für diese Aufgaben vorgesehen sein, hinkt aber den industriellen Entwicklungen hinterher. Momentan lastet die Verantwortung auf den Behörden und den Medien, die sich für eine transparente und differenzierte Risikoanalyse einsetzen sollten.
Diese Transparenz und Differenziertheit fehlt mir heute, um mir den Impfentscheid zu erleichtern respektive um die im Internet kursierenden Fälle von angeblich durch die Impfung geschädigten, zum Teil kerngesunden jungen Menschen einzuordnen. Potenziell tödliche Thrombosen infolge von Impfungen sind eine Tatsache. Auch die um ein Vielfaches häufiger auftretenden Nebenwirkungen der Corona-Impfungen im Vergleich zu anderen Impfungen wurden noch wenig diskutiert.
Mehr Vertrauen in eine gemeinwohlorientierte Organisation
Auch wenn sowohl bei der künstlichen als auch bei der natürlichen Immunisierung die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Nebenwirkung sehr klein und womöglich vergleichbar ist, möchte ich lieber durch einen natürlichen Vorgang geschädigt werden als durch eine technologische Entwicklung, die noch nicht wissenschaftlich intensiv erforscht worden ist. Solange eine schwere Nebenwirkung nicht auszuschliessen ist oder solange ich mein Risikoprofil hinsichtlich einer Sars-CoV-2-Infizierung nicht revidieren muss, ist der Gedanke, durch ein nicht zwingend benötigtes, industriell gefertigtes Produkt Schaden zu nehmen, für mich kaum ertragbar. Die Vorstellung, dass eine private Firma für meine Gesundheitseinbusse verantwortlich sein könnte, ist für mich unvorstellbar, nicht zuletzt, weil die Firmen und ihre Aktionäre dabei noch fette Gewinne erzielen. Würde das Vakzin durch eine gemeinwohlorientierte Organisation produziert, die ihre Entwicklungen open source zur Verfügung stellt, könnte ich sicher besser mit einer seltenen Impfnebenwirkung leben.
Man kann meine Einstellung technologiekritisch, aufgeklärt oder naturalistisch nennen. Entscheidend ist, dass ich mein Recht, über meine Leibesrisiken selbstbestimmt zu verfügen, wahrnehmen und aufgeklärte Entscheide treffen möchte – auch dann, wenn ich mich gegen die am wenigsten gefährliche Wahl entscheide. Auf Grund des derzeitigen Wissens kann ich noch nicht abschliessend beurteilen, ob mein Leib durch die natürliche oder durch die künstliche Immunisierung höheren Risiken ausgesetzt ist.
Andere brauchen es dringender
Ich verstehe, dass viele Menschen das Bedürfnis verspüren, einen Beitrag für die Bekämpfung der Pandemie zu leisten. Dieser Beitrag in Form einer Impfung zu leisten, mag solidarisch sein, geschieht aber auch unter egoistischen Motiven. Freiheiten möchten zurückgewonnen werden und die Nächsten wollen wieder unbekümmert besucht und umarmt werden dürfen. Das ist legitim. Persönlich aber empfinde ich es moralisch sinnvoller, dass meine Impfung in Länder geschickt wird, wo noch nicht alle Personen mit Risikoprofil ein Impfangebot erhalten haben.
Es bleibt noch die Frage, ob die gesellschaftliche Stabilität durch das Virus ernsthaft gefährdet ist und aus diesem Grund eine Impfung moralisch angezeigt wäre. Die Aussage, der Nutzen übertreffe die Risiken, reicht mir für eine Antwort nicht. Neben den Risiken für die Impfwilligen liegen mir auch noch keine verlässlichen Daten vor, die die gesellschaftlichen Vor- und Nachteile hoher Corona-Impfraten empirisch belegen.
Nicht übereilt handeln
Ich fühle mich nicht verantwortlich dafür, wenn unsere Krankenversorgung überlastet ist, weil die Pflegeberufe zu wenig attraktiv sind, weil wir zu viele Patienten mit vermeidbaren chronischen Krankheiten haben, weil ihre Körper durch ungesunde Lebensstile ausbeutet wurden, weil die Industrie mit allen psychologischen Tricks diese Ausbeutung befeuert und weil wir unter diesen Umständen noch immer länger leben wollen. Solange diese Fragen und Diskurse nicht öffentlich und kritisch aufgegriffen werden, hüte ich mich vor dem Action Bias – also vor dem Impuls, in bedrohlichen Situationen schnell handeln zu müssen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
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